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ANEKDOTEN

Montag, 8. Mai 1983 – 1. Rock-Wettbewerb Hof in der Freiheitshalle. 6 Bands im Wettstreit um die begehrten DM 800,—. Natürlich hektisches Treiben auf der Bühne, wo alle Instrumente schon hintereinander geschichtet bereit standen für den jeweils nächsten Einsatz. »Flight of Phoenix« bildet den Abschluss. Ihr Opener ist ein Instrumental-Stück: »Pictures at an exhibition«. Ich, der Sänger, wartet derweil nervös hinter der Bühne auf seinen Auftritt zu Beginn des 2. Stückes. Die Band beginnt. Nach 44 Sekunden die ersten falschen Töne in Ollis Leadgitarre – dann, nach 59 Sekunden der Abbruch. Ich weiss hinter der Bühne nicht, was los ist. Gemurmel, vereinzelte Pfiffe und ein galgenhumoriges »Genauuu« von Volker. Ich dachte nur: »OMG! Nein, und das ausgerechnet beim Wettbewerb!« Mir pocht das Herz bis zu Hals. Dann 2. Anlauf, ich zittere mit, es geht gut. Ich stürme zum 2. Stück »Mission from space« auf die Bühne. Ich lasse voll von Adrenalin ein langgezogenes »Uuuh-huuuh» heraus – auf dem hohen Sopran C’’’. Ich habe diesen Ton weder vorher und auch nachher nie wieder in meinem Leben geschafft! Was war geschehen bei »Pictures at an exhibition«? Ein Bühnenhelfer muss beim Umbau gegen Ollis Gitarre gestoßen sein. Sie fiel um und es verbog sich ein Saiten-Wirbel. Olli ergriff im Dunkeln die Gitarre, ohne zu merken, dass sie defekt war.

Stephan May

Frühjahr 1982, das Konzert im Rehauer Jugendzentrum stand an. Olli gab mir einen Packen Plakate und ich besorgte noch Kleister, Bürste und Eimer im Baumarkt. Mit Micha Springer schlug ich mir die Nacht um die Ohren. Wir fuhren den ganzen Hofer Landkreis ab und klebten massig Plakate. Soweit – so gut ! Zwei Tage später trafen wir uns im Proberaum und berichteten, wo wir überall plakatiert hatten und ob wir noch mehr machen sollten. Ich weiß nicht mehr, wer es war, aber einer sagte: “Ihr wisst aber schon, daß am Samstag der 30.3. ist und nicht der 28. 3. “ Na super, Olli hatte das falsche Datum auf die Plakate drucken lassen, keiner hat's gecheckt, also mussten wir nochmal los. Mit Papiersteifen und dem richtigen Datum fuhren wir die Tour nochmal und überklebten alles. Noch eine lange Nacht, aber was tut man nicht alles für die Musik. Ja, da haben wir Jahre, Jahrzehnte später noch viel gelacht über diese Panne, werde ich nie vergessen, wie auch unsere langen Schafkopfnächte. Wir haben manchmal bis früh um neun gezockt. Waren schöne Zeiten.

Peter Vieweg

Cool war auch, als wir ein Jahr später den 2. Wettbewerb in der BG gewonnen hatten. Olli und ich kamen morgens, nachdem wir den Sieg gebührend gefeiert hatten, bei ihm zuhause, im Unterkotzauer Weg, an. Zu unserer Überraschung, aber nicht seiniger, trafen wir auf Papa Bär. 🤪 Olli erklärte ihm, dass wir gewonnen hätten. Kommentar vom Vater : "Wir auch..." Er meinte sein Handballspiel. 🤦‍♂ Tja....!

Wolfang Röder

Im Alter von 17 Jahren, als ich schon bei FoP trommelte, war Olli wohl oder übel dazu verdonnert mich abzuholen. Er brauchte keine Klingel zu betätigen, denn, wenn er in die Straße einbog, hörte man seinen Fiat mit Metal Musik schon lautstark von weitem kommen. Kaum war ich in Ollis Auto eingestiegen und hatte mir Platz zwischen den leeren Bierdosen und leeren Zigarettenschachteln geschaffen, schob Olli schon seine Kassette in den Player mit dem Wortlaut »SOUND!«. Vom Schalldruck angetrieben fuhren wir dann zur Probe, in der Hoffnung, dass der Fiat noch ein wenig her halten würde. »Flight of Phoenix« war wie eine große Familie für mich.

Dirk Schwädt

Olli Bär zeichnete sich durch ein phänomenales Wissen, durch eine überdurchschnittliche geistige Reaktionsschnelligkeit und durch einen staubtrockenen Humor aus. Mit seinen Bands probte er kurzzeitig auch in den Räumen einer ehemaligen Schnaps-Brennerei, die einem Freund Ollis, dem Sohn des Gründers, gehörte. Als der alkoholsüchtige Vermieter zum wiederholten Male kritisierte, dass der Stromverbrauch in einem Monat mal sehr hoch, dann wieder niedriger sei, und Olli zur Rede stellte und ihn fragte, warum der Strompreis ständig wechsle, antwortete Olli – der ehemalige Student der Physik und Elektrotechnik – wie aus der Pistole geschossen: „Na weil es sich um Wechselstrom handelt!“ Der angesäuselte Fabrikanten-Erbe wiegte daraufhin zwar etwas nachdenklich den Kopf, gab sich aber mit der Erklärung zufrieden.

Roland Rischawy

Um genau zu sein war es der 133er Fiat mit 34 PS-in rot, den Olli damals fuhr- mit den 2 x 25 cm (oder 30cm Durchmesser ohne Gehäuse) Lautsprechern auf der Heckablage! Olli: "...hast Du noch was zu sagen? Ne-dann mach ich mal die Musik an!" Es kam »Overkill« von Motorhead! Das bleibt unvergessen, gefühlte 250 Dezibel! Die Scheiben haben es jedenfalls ausgehalten!

Gunnar Döring

Olli hat gut und gerne gekocht und er wollte das, kurz vor seinem Tod, auch nochmal richtig professionell angehen, nachdem wir ihm während seines letzten Krankenhausaufenthaltes eine neue Küche in seine Wohnung eingebaut haben... Leider konnte er es nicht mehr  in die Tat umsetzen. Aber er war definitiv ein Genießer. Vor allem was Whiskey angeht... 🥃

Marco Müller

Ollis Vater war ein Chef der Stadtwerke. Also war er auch Chef der Straßenlaternen. Olli hatte im Morgengrauen eine Laterne mit dem Wagen am Scherdelsberg mitgenommen. Vielleicht war der Pegel nicht im Niveau (grinsarg). Olli hat dann seinen Vater angerufen (Sonntag früh, halb 4h oder so...).Vater war not amused.✌🏻

Reinhard Ammon

Ich erinnere mich gerne zurück, als wir damals Ollis erste Band gegründet haben (ich im zarten Alter von 15 Jahren - Olli 17) genannt "Vektor Kombinat". Ich durfte damals die Rhytmusgitarre spielen und habe vom Olli unheimlich viel gelernt. Zusammen mit Volker Blümel, der Bass spielte, waren wir ständig auf der Suche nach einem Schlagzeuger. Der Olli war damals schon ein Virtuose auf der Gitarre und hat sämtliche nennenswerte Soli nachspielen können. Darüber hinaus hat er geile Soli improvisiert. Absolutes Highlight war 1977 ein Rockwettbewerb in der Freiheitshalle Hof, wo Thomas Gottschalk (damals noch Moderator "Pop nach Acht") jede Band (inges. 15) und deren Mitglieder namentlich vorgestellt hatte. Olli war ein super Kumpel, immer authentisch und ehrlich. Nicht zu vergessen ist sein trockener, meist erfrischender aber auch manchmal beißender Humor.

Klaus »Klaupo« Polke

Olli hat viele Gitarren bei mir in meiner kleinen Hobbywerkstatt gebaut. Zumindest die groben Fräs- und Holzarbeiten. Eines Tages hat er bei einer kurzen Zigarettenpause meine Tochter gefragt, ob sie nicht Lust hätte, Insekten in der Wiese zu sammeln, weil er die für die Gitarre braucht, die er gerade baut. Hannah war erst skeptisch, hat aber dann alles gesammelt was so kreucht und fleucht und hat alle Insekten (lebend) in leere Gläser getan und sie ihm mitgegeben. Olli hat sie alle mitgenommen, daheim auf seine gebaute Gitarre gesetzt, zermatscht und dann mit Klarlack überpinselt. Das Resultat ist somit ein wirklich einzigartiges Stück.

Marco Müller

Im Jahr 2006 gab der damalige neue Frankenpost-Chefredakteur Hans Pirthauer den Anstoß zur Gründung einer Zeitungsband. Die Musiker waren mehrheitlich auf Beat-Musik und auf gemäßigten Mainstream-Rock aus den Sechziger- und Siebzigerjahren des vorigen Jahrhunderts fixiert. Sie entschlossen sich trotzdem, auch den als unbezähmbar geltenden, kompromisslos harten Heavy-Metal-Gitarristen Olli Bär in die Band zu holen. Olli kam auf die erste Probe, grüßte kurz, stellte seinen Gitarrenkoffer ab, steckte sich eine Zigarette an – und lauschte dann auf dem Sofa sitzend eine Stunde lang misstrauisch, schweigend und unbeweglich den Klängen, die die Beat-Combo ihren Gitarren und Verstärkern entlockte. Erst dann raffte er sich auf, schaltete er seinen Verstärker ein und stöpselte die Gitarre an – natürlich mit Vollverzerrung. Als Olli die Saiten stimmte, flogen beinahe die Fenster-scheiben aus dem Rahmen. Den musizierenden Redakteuren und Verlagsmitarbeitern war vom ersten Ton an klar: Im Vergleich mit Olli ist AC/DC eine Kaffeekränzchen-Truppe – „Druckreif“ werde als neuartige Symbiose aus Beat und Mainstream-Rock, kunstvoller Rückkopplung und Grenzüberschreitung in die Geschichte eingehen.

Roland Rischawy

Ich erinnere mich noch gerne an die lustigen Abende in der Kronenbar, der Halunkenburg und dem Alten Bahnhof. Was ich aber nie vergessen werde, waren die Fahrten mit Olli in seinem 126-er Fiat und die Frage: "Hat noch jemand 'was zu sagen?", bevor die Boxen im Kofferraum losgeplärrt haben.

Peter Müller

Ich habe damals mit 12 Jahren bei Olli E-Gitarren-Unterricht bekommen. Da hat er noch seinen roten Fiat mit schwarzem Dach gefahren, ich glaube Kennzeichen HO-W 734 – vollgepackt mit dröhnenden Boxen!!! Ich denke sehr oft an »Flight of Phoenix« zurück. In Münchberg durften wir – bekleidet mit von meiner Mutter selig selbst genähten »Flight-of-Phoenix«-T-Shirts – dabei sein. Ich war damals 12 und verknallt wie blöde!!! Olli war 24 und ich wollte auch unbedingt eine orange-schwarz-gestreifte Hose und vor allem Turnschuhe haben.

Ramona Schefthaler

Ich war damals Sänger bei »No Ma'aM«. Olli war der Gitarrist und wir gingen viele Jahre lang, eigentlich jeden Freitag, in den »Alten Bahnhof« in Hof. Wir spielten dort auch mindestens einmal im Jahr mit der Band. Eines Freitagabends, es war viel los und wir waren froh, dass unser Stammtisch noch frei war, kam ein uns unbekannter junger Kerl zu uns an den Tisch und fragte voller Inbrunst, ob wir nicht »No Ma'aM« sind. Stolz als Musiker erkannt worden zu sein, bejahten wir die Frage, woraufhin der Unbekannte sagte: "Prima! Braucht ihr diesen freien Stuhl hier?" So schnell schauten wir gar nicht, war der Kerl inklusive Stuhl wieder weg und wir hatten eine Geschichte, die wir noch Jahre später erzählten und darüber lachten. Wie schön es doch ist, einmal "erkannt zu werden".

Marco Müller

»Oh, dieser May, dieser Sänger mit seinem Schal!« Im Nachhinein betrachtet, ich gebe es zu, sah er fürchterlich aus, der Schal. Aber ich hatte halt damals Angst um mein "Stimmchen", und ich gab mir echt Mühe ihn auf sagenhafte 3.80 m zu dehnen. Auf einer Probe, in einem Häuschen mit Holzofen, kam ich vom Klo zurück und suchte verzweifelt meinen Schal. Er war nicht mehr aufzufinden. 30 Jahre später "gestand" mir Olli, dass die Band den Schal gemeinsam feierlich in jenem Ofen verbrannten. Sie konnten ihn einfach nicht mehr ertragen.

Stephan May

1. Konzert FoP bei Dieter Serfas, Unterkotzau.Trotz Werbung kam niemand. Auch ich bin dann raus und hab Passanten angesprochen. Geile Band, tolles Konzert, Eintritt frei. Es wollte niemand. Erst als wir noch freies Getränk dazu legten, sind 4-5 mit rein gegangen. Opener war: »Unrasiert und fern der Heimat«. Voller Erfolg.

Reinhard Ammon

Unser Song »Nymphoman« hat damals sehr polarisiert. Die einen hassten, die anderen liebten ihn. Sogar Band intern war er höchst umstritten und so nahmen wir ihn aus dem Repertoire. Jedoch half es nichts, denn schon beim nächsten Konzert rief das Publikum nach dem Song mit der vulgär anmutenden Refrainzeile »Leck' mich doch am A...«. Bei näherer Betrachtung des Textes war »Nymphoman« nicht so MeToo-political incorrect, wie es scheinen mag. Es geht ja eigentlich um den Ehemann, der gestresst von der Arbeit nach Hause kommt und überfordert den Erwartungen seiner Frau schlicht nicht gewachsen ist.

Stephan May

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